Theater der Gereiften Was heißt das nur, ich werde alt was heißt das nur, wie soll ich es empfinden ich kann so viel Verwirrung in mir finden und ungeduldig bin ich – mehr denn je Was heißt das nur, ich werde alt was heißt das nur, wie soll man es verstehen des Lebens Spuren kann ich auf mir sehen doch geh ich neue Wege – mehr denn je Mein Haar das ist schon grau doch weht der Wind mir‘s ins Gesicht wie eh und je und all das, was ein reifer Mensch nicht mehr zu denken hat daran denk ich mehr denn je – Dieser wunderbare Songtext-Ausschnitt „Mehr denn je“ von Erika Pluhar bringt die individuelle Verunsicherung, die die heutige Zeit mit ihrem stetigen Wandel an Werten und Lebensmodellen mit sich bringt, sehr gut auf den Punkt. Gleichzeitig ist es ein Statement gegen tradierte Altersbilder und Rollenerwartungen, ein Statement gegen all das, was „ein reifer Mensch“ nicht mehr zu tun, zu denken und zu fühlen hat. Und es ist ein Plädoyer für den Eigen-Sinn, mutig neue Wege einzuschlagen. – Theaterspielen ist solch ein Weg. Seniorentheater – Generationentheater Das „Theater der Gereiften“ begreift sich zunächst nicht unbedingt als Seniorentheater. Der Begriff „gereift“ findet sich meistens positiv konnotiert, vom Obst über Käse bis zum Wein. Er soll aber hier nicht einen Zustand beschreiben, sondern einen Prozess mit verschiedenen Reifungsphasen. Ein Mensch ist gereift und wächst weiter in das Leben hinein. Diese Perspektive öffnet den Blick für ein generationenübergreifendes Theater in dem Sinne: „Macht mit, egal wie alt ihr seid!“ Auf der anderen Seite hat das Theater mit Senioren besondere Aspekte und Reize. Sie können weitgehend dieselbe Zeitgeschichte erinnern und Parallelen in ihren Lebensgeschichten entdecken, sie können zum „Sound ihres Lebens“ tanzen, so vielfältig ihre Erfahrungen auch sind. Ihren Körpern sind die Lebenserfahrungen eingeschrieben, was ihnen auf der Bühne eine besondere Ausdrucksstärke verleiht. Ein anderer Aspekt betrifft Daseinsthemen, die sich besonders im Alter stellen, wie z.B. das Bedürfnis nach tiefer Verbundenheit und sinnstiftendem Engagement, der Umgang mit Gebrechlichkeit oder dem Verlust naher Angehöriger. Das Theaterspielen öffnet auch hier Räume für die Fantasie, für die Sehnsüchte und für die Neugier auf all die Potentiale, die in uns stecken. Die Bühne ist frei, es braucht nur die Gruppe und die gemeinsame Freude am Ausprobieren. Planungen Und eine solche Gruppe, die ihr kreatives Potential auf der Bühne entfalten kann, möchten wir Anfang 2025 im Raum Mittelhessen ins Leben rufen. Der Impuls dazu geht aus von den Seniorentheater-Workshops, die der VHA in den letzten Jahren im Neuen Kellertheater in Wetzlar angeboten hat. Das Theaterspielen mit Gereiften soll also weiter um sich greifen und in die nächste Wachstumsphase gehen. Wir wünschen uns, dass dafür hessenweit auf den Bühnen und in bestehenden Einrichtungen Ideen sprießen. Und wir unterstützen diese gerne. Ludger Hellmann |
Bildergalerie der letzten Jahre
Im Verband Hessischer Amateurtheater findet eine neue Initiative Platz: Seniorentheater in Hessen Ein Gremium von „Ehrenamtlichen“ hat sich auf den Weg gemacht, eine Plattform als Anlaufstelle für Seniorenbühnen zu schaffen um diese Zielgruppe durch eine starke Vernetzung zu unterstützen, zu mobilisieren und auszubauen. Warum Seniorentheater?
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